Libyen und Ägypten 1999/2000

Drei Monate Überwintern in Nordafrika
und bis fast in den Sudan


3. Von Darj nach Idri auf der Dünenstrecke

Darj. Einstieg zur sogenannten "Dünenstrecke" und auch der "Plataustrecke", die wir letztes Jahr gewählt hatten, nach Idri. 570 km Piste durch die Hamadat (= Geröllwüste) al Hamrah (= "die rote") und später am Rand des Idhan (= Sanddünengebiet) Ubari entlang. Keine Tankstelle, kein Ort, höchstens ein paar Nomaden und Wasserstellen werden wir vorfinden. Daher müssen Lebensmittel für etwa eine Woche bevorratet und vor allem natürlich sämtliche Benzin- und Wasserkanister gefüllt werden. Im Kübelwagen können wir bis zu 150 l Sprit und 70 l Wasser aufnehmen.

 Zwischen Sand und Gebüsch
Zwischen Sand und Gebüsch

Das Gefühl der Weite und Einsamkeit auf so einer Strecke ist unbeschreiblich – besonders im offenen Auto mit umgeklappter Windschutzscheibe! Bis zum Horizont Geröll und Sand, ab und zu ein Tafelberg, etwas Gestrüpp oder ein Kamel.

Redjem (Steinhügel) als Wegmarkierung
Redjem (Steinhügel) als Wegmarkierung

Am Bir (= Brunnen) Rimit treffen wir diesmal einen "Wächter". Er bietet uns Tee an, wir offerieren im Gegenzug was zum Essen. Eigentlich ist ja Ramadan, aber er gibt an, Christ zu sein und kostet sogar die schweinefleischhaltige Wurst! Als am Horizont eine Staubfahne erscheint, die Besuch ankündigt, packt er seine Sachen weg und wird ruck-zuck wieder zum strenggläubigen, fastenden Moslem...

Weiter durch die überwiegend brettebene Hamada. Eines Abends bekommen wir Besuch von Kameltreibern. Man bietet uns Kamelmilch an. Es bleibt beim höflichkeitshalberen Nippen, denn sie ist total sauer und wohl schon halb gegoren(?). Widerlich! Später in der Nacht ziehen im Mondlicht zwei Herden mit je rund fünfzig Tieren schnaubend und trampelnd vorbei. Außer der Geräusch- ist auch die Duftkulisse unvergeßlich!

Typische Abbruchkante eines Hochplateaus
Typische Abbruchkante eines Hochplateaus

Ohne erkennbare Piste querfeldein nach GPS-Koordinaten fahrend erreichen wir den Idhan Ubari, zwischen dessen Rand einerseits und den Ausläufern der Hochebene andererseits nun die Strecke in östlicher Richtung weiterführt. Manchmal zwischen den Dünen hindurch oder hinüber, dann wieder Schotter, zwischen Tafelbergen entlang und immer wieder Abbruchkanten hinauf oder hinab.

Nachtlager im Dünenmeer
Nachtlager im Dünenmeer

Traumhafte Landschaft! Die häufigen sandigen Passagen erfordern ein Absenken des Reifendrucks, seltener den Einsatz von Sandblechen. Für einige Tage ist es recht wolkig, was die Szenerie durch das Wechselspiel von Licht und Schatten zusätzlich belebt. Das Nachtlager schlagen wir meist in oder direkt neben den Dünen auf.

Mehrere Brunnen mit einwandfreiem Wasser erlauben das Ergänzen der Vorräte. Nachts ist es teilweise unerwartet feucht, morgens sogar mal fast neblig.

Zwischen Tafelbergen hindurch
Zwischen Tafelbergen hindurch
Klassischer Brunnen
Klassischer Brunnen

Uh-oh! Auffallend großes Spiel in der Lenkung? Zum Glück nur die losgerüttelte Einstellschraube! Auch kein Problem: der Benzinverbrauch. Nur 14 l auf 100 km, etwa halb soviel wie mit dem "alten" Motor auf Pistenstrecken! Daher erlauben wir uns, ein wenig mit dem Feuer zu spielen. Im Sand verschüttetes Benzin hinterläßt nach dem Verbrennen lustige schwarze Spuren.

An einer besonders hohen Düne versuchen wir uns eines schönen Tages am Snow-, Entschuldigung: Sandboarden. Borko und ich sind vorher noch nie auf einem derartigen Sportgerät gestanden. Schade nur, daß es hier keinen Lift gibt und der Aufstieg so beschwerlich ist...

Sandboarden
Sandboarden
Kleiner Besucher
Kleiner Besucher
 Toter Besucher
Toter Besucher

Eines anderen Abends bekommen wir Besuch von einer Wüstenspringmaus, die Brotstückchen "klaut". Ein anderes Tier am Wegesrand dürfte seit einigen Wochen nicht mehr am Leben sein. Der Kamelkadaver saftelt und müffelt vor sich hin, hunderte von Maden wuseln dran herum. Nachwuchs für die allgegenwärtigen Fliegen!

Spurrinnen inklusive
Spurrinnen inklusive

Am 6. Tag auf Piste passieren wir El Hassi (wörtlich "der Brunnen"), wo schon der Afrika-Forscher Heinrich Barth auf seiner "großen Reise" vor 150 Jahren gelagert hat. Weiter durch Salzpfannen an Dattelpalmenwäldern vorbei, die abends Lagerfeuerholz in Hülle und Fülle liefern.

Auf einer breiten Piste legen wir die letzten Kilometer bis Idri zurück. Dann nach einer Woche Abstinenz wieder Teer unter den Reifen! Erholsam...