Libyen und Ägypten 1999/2000

Drei Monate Überwintern in Nordafrika
und bis fast in den Sudan


12. Luxor: Tempel und Gräber

Hier lassen wir uns auf dem zwar schmutzigen, aber billigen YMCA-Campingplatz nieder. Schwach frequentiert und daher als Werkstatt-Ersatz geeignet. Es wird höchste Zeit, den Motor zu reparieren. Die ägyptischen und ein italienischer Zuschauer sind völlig baff, als wir nach Lösen aller Verbindungen und Entfernen des Heckblechs das Auto nach vorne schieben und der Motor plötzlich nackt dasteht! Die Zerlegungsarbeiten stocken dann allerdings, weil uns eine 15 mm-Nuß für die Zylinderkopfmuttern fehlt.

Motorüberholung in Luxor
Motorüberholung in Luxor

Ein dubioser Typ auf der Straße bietet uns bei der Suche seine Hilfe an. Er kennt einen Werkzeugladen und versucht uns eine passende Nuß für einen offensichtlich völlig überhöhten Preis anzudrehen. Wir lehnen ab und verjagen ihn schließlich, als er für seine "Hilfe" auch noch entlohnt werden will! Die Nuß kaufen wir schließlich selbständig für 15 £E statt für 25.

Wie vermutet, ist ein Zylinderkopf kaputt, das heißt die Sitze zweier Einlaßventile sind in den Kopf "hineingewandert", so daß kein Spiel mehr vorhanden ist. In weiser Voraussicht hatte ich einen Ersatz-Kopf eingepackt, der nun zum Einsatz kommt. Der Zusammenbau und Einbau am nächsten Tag geht problemlos vonstatten. Unsere Zuschauer sind ob dieser für ihre Begriffe blitzartigen Reparatur nun völlig platt!

Filiberto, unser italienischer Camping-Nachbar ist in den letzten Jahren in Afrika und Arabien weit herumgekommen mit seinem Wohnmobil. Er ist froh, mal wieder Europäer zu treffen, die nicht soviel "blablabla" machen und weniger "stupido" sind...

Gegen Abend belohnen wir uns mit der Besichtigung des Luxor-Museums, das einen ähnlichem Charakter wie das Ägyptische Nationalmuseum in Kairo hat. Relativ wenige Exponate, dafür erlesener und besser dargeboten. Im Mumifizierungsmuseum lernt der Besucher einiges über Technik und Geschichte dieses Rituals und kann Werkzeuge und Mumien bewundern.

Sonnenuntergang am Nil
Sonnenuntergang am Nil
Luxor-Tempel von außen
Luxor-Tempel von außen

Den Sonnenuntergang erleben wir am Nilufer in der Nähe des weltberühmten Luxor-Tempels. Leider natürlich gerade hier Massentourismus par excellence. Es gilt, ein Heer von Ladenbesitzern, Kutschenfahrern, Felukakapitänen und Schuhputzern abzuwimmeln.

Im südlichen Stadtteil erforschen wir die Verfügbarkeit von Leih-Motorrädern. Nach zähen Verhandlungen und eingehender technischer Prüfung durch Motorradprofi Borko entscheiden wir uns für zwei Suzuki 100 für je 45 £E pro Tag, die wir am nächsten Morgen abholen können.

Zum ersten Mal bewege ich ein Motorrad auf öffentlicher Straße. Sehr spannend im chaotischen Luxorschen Verkehr... Unser Ziel heißt Theben-West.

Massentourismus und Bakschisch-Jäger schmälern auch hier wieder den vollen Genuß der Besichtigung der Arbeitersiedlungen, einiger Königinnen-Gräber und Tempel. Immerhin amortisiert sich die Investition in die Studentenausweise nun sehr schnell.

 Feintuning der Zweiradboliden
Feintuning der Zweiradboliden
Arbeitersiedlungen
Arbeitersiedlungen
Im Luxor-Tempel
Im Luxor-Tempel
 Sphingen-Allee bei Nacht
Sphingen-Allee bei Nacht
 Look at the glory...
Look at the glory...
 ... of the ancient
... of the ancient

Abends sind wir im Inneren des geschickt beleuchteten Luxor-Tempels. Trotz aller unangenehmer Begleiterscheinungen schwer beeindruckend. Ein Obelisk, eine Sphingen-Allee (75 Stück!), Säulen, Figuren, Hieroglyphen, Hieroglyphen, Hieroglyphen. Und nur 500 Japaner heute.

Am nächsten Tag: das Tal der Könige. Der Bus-Parkplatz würde dem Hauptbahnhof einer Millionenstadt Ehre machen. Ganz zu schweigen von der Bimmelbahn, mit der man die letzten 500 m zu den eigentlichen Gräbern zurücklegen kann. Natürlich beherzigen wir gerne die Aufforderungen auf diversen Schildern: "Smile you are in Luxor" und "Look at the glory of the ancient".

Wir überlegen schon, einen alternativen Reiseführer bzw. Report herauszubringen mit dem Titel "Ägypten – die Wahrheit". Darin müßte der Leser unter anderem psychisch vorbereitet werden auf den exzessiven Massentourismus, ergänzt durch Verhaltensmaßregeln gegenüber aufdringlichen Schleppern und einem Arabisch-Crashkurs ("ich bin aus Jamaika", "nein, ich will nicht" , "meine Güte!" , "du spinnst", "zu teuer", "das ist ja Diebstahl!" und "hau ab!").

Wir besichtigen vorrangig abgelegene, weniger berühmte Gräber, um dem Hauptmenschenstrom zu entkommen. Fotografieren ist nur mit Sonderticket erlaubt.

Hieroglyphen
Hieroglyphen
Grabkammerbemalung
Grabkammerbemalung
Relief im Karnak-Tempel
Relief im Karnak-Tempel

Der Hatschepsut-Tempel darf im Besuchsprogramm nicht fehlen. Sehr detaillierte Reliefs zeugen von einer Handelsexpedition der gleichnamigen Königin vor einigen 1000 Jahren ins heutige Somalia.

Hatschepsut-Tempel
Hatschepsut-Tempel

Im malerischen Sonnenuntergang zurück über die Nilbrücke nach Luxor.

Anderntags zu Fuß an Resten der Sphingen-Allee entlang, die einst vom Luxor- zum Karnak-Tempel führte. Letzterer war bis in die Römerzeit quasi 2000 Jahre lang eine Dauerbaustelle. Alle jeweiligen Machthaber haben ein bißchen was abgerissen, angebaut und umgestaltet. So entstand ein Sammelsurium diverser Tempel, Figuren, Säulen, Mauern, Reliefs in verschiedenen Erhaltungs- und Restaurationsstadien.

Nachmittags schlendern wir durch den Touri-Basar, erhandeln einige Souvenirs.

Nach Ergänzung der Vorräte und Abschieds-Kaffee mit Hajaj, unserem Stammlebensmittelladeninhaber machen wir uns auf den Weg nach Assuan. Wir müssen uns wieder einem Konvoi anschließen, der in halsbrecherischem Tempo dahinrast. Wir erregen bei den Polizisten ein wenig Unmut, weil wir uns nicht jagen lassen.