Libyen und Ägypten 1999/2000

Drei Monate Überwintern in Nordafrika
und bis fast in den Sudan


13. Mehr als nur Stausee in Assuan

Wir landen in einem verlassenen, verkommenen Campingplatz, der immerhin Sichtschutz für die Nacht bietet.

Verwilderter Campingplatz in Assuan
Verwilderter Campingplatz in Assuan

Morgens, gleich nach dem Frühstück, das wir aus thermischen Gründen erstmals im T-Shirt einnehmen können, taucht ein Opa auf, der fürs Campen ernsthaft 11 £E kassieren will! Nachdem wir ihm den herumliegenden Müll, die kaputten Lampen und Klos, die vollgesch... Büsche und das fehlende Eingangstor gezeigt haben, bezahlen wir freiwillig 2.

Gleich nebenan werfen wir einen Blick auf einen noch im Granitbruch liegenden, unvollendeten Obelisken aus pharaonischer Zeit.

Wie bei fast allen Museen muß auch vorm Nubischen jeder Besucher einen Metalldetektor passieren. Das Piepsen interessiert normalerweise niemanden (siehe Grenze) – außer hier. Wir legen nacheinander Taschenmesser, Brille, Kleingeld, Gürtel, Armbanduhr ab. Die Menschenschlange hinter uns wächst bedenklich. Gerade als wir damit drohen, die Hosen auszuziehen, fällt uns selbst ein, daß die Bombe in den Schuhen in Wirklichkeit nur die Metalleinlage in der Sohle ist...

Das Museum präsentiert die Geschichte Nubiens in chronologischer Reihenfolge anhand von Alltagsgegenständen, Figuren, Klamotten u. a. mit unfangreichen Erklärungen. Ein eigenes Kapitel ist dem Stausee gewidmet und den Tempeln, die vor der Überflutung gerettet wurden (oder auch nicht).

 Östlich von Assuan
Östlich von Assuan

Nachmittags brechen wir auf zur Suche nach einer in der Landkarte eingezeichneten Piste, die in ostsüdöstlicher Richtung zum Roten Meer führen muß. Wir eiern kreuz und quer in einem weit verzweigten Wegenetz umher, über teils übles Geröll, um endlich auf eine nagelneue, bolzengerade Teerstraße zu treffen! Wir folgen ihr etliche Kilometer, und schlagen abends etwas abseits davon das Nachtlager auf. Endlich mal wieder in Ruhe und Einsamkeit!

Nach ein paar Stunden "off the road" spazierenfahrend kehren wir nachmittags nach Assuan zurück, wo wir im Basar zufällig Thomas mit Anhang wiedertreffen! Nordafrika ist kleiner, als man denkt. Abends treffen wir Mike und Arndt verabredungsgemäß am unvollendeten Obelisk. Alle zusammen nächtigen wir auf dem sogenannten "Campingplatz" nebenan. Alle haben von ähnlichen Erlebnissen mit Feluka-Eignern, Bakschisch-Jägern und Polizeieskorten zu berichten.

Morgens bekommen wir wieder Besuch vom Geldeintreiber-Opa, der gleich sauer wird, als er Borko und mich wiedererkennt und feststellt, daß insbesondere auch die Unimog-Besatzung zahlungsunwillig ist. Er holt die Polizei, der wir in ruhigem Ton die prekäre Situation, d. h. den buchstäblich beschissenen Zustand des Platzes, schildern. Der Opa spricht nunmehr von nur 7 £E pro Fahrzeug und zwei Personen, obwohl er sonst 11 verlangt hat. Dies erregt den Ärger des Polizisten, der sofort den Geldeintreiber anbrüllt, was er sich eigentlich erlaube etc. Am nächsten Morgen nimmt dieser nicht mal ein paar Pfund an, die wir ihm freiwillig geben wollen...

Den ganzen Tag bleiben wir unbehelligt, schrauben ein wenig an den Autos herum. Der Unimog hat Getriebeprobleme.

Abends sitzen wir mit Südafrikanern zusammen, die im Land Rover von ihrer Heimat bis hierher gekommen sind!

Die obligatorische Besichtigung der Staudämme führt uns zunächst über den alten, in den 40ern von den Engländern, dann über den neuen, großen in den 60ern von den Russen errichteten Damm. Eigentlich ein gigantisches Bauwerk, das aber wegen seiner Breite in der flachen Wüstenumgebung nicht sonderlich imposant wirkt. Im See selbst sind etliche Tempel versunken; viele konnten jedoch durch Demontage von Forschern und Wissenschaftlern aller Herren Länder gerettet werden.

Im Hafen erkundigen sich Mike und Arnd nach der Fährverbindung in den Sudan. Teuer und mit langer Wartezeit verbunden.

Des Niltals überdrüssig übernachten wir heute wieder außerhalb von Assuan in der Wüste. Erstmals seit Beginn der Reise können wir im Kübelwagen dank der hohen Temperaturen die Türen aushängen! Obwohl es Ende Januar ist.

Felukas auf dem Nil
Felukas auf dem Nil

Nochmals nach Assuan, um organisatorische Fragen bezüglich der Fähre zu klären. Dabei treffen wir am Bahnhof Neil und Sue mit Hund Chaka, ein Pärchen aus England, die im sogenannten Flatnose-Landrover auf großer Afrikareise in Richtung Süden sind (www.enableafrica.net) – wie Mike und Arnd. Wir vertreiben uns zunächst die Nachmittagszeit mit einem Feluka (= klassisches Segelboot auf dem Nil)-Törn. Selbstverständlich nicht ohne den Preis bei extremsten Verhandlungen mit abwechselndem Jammern und Auslachen von 15 £E pro Person auf 40 für alle sechs (+ Hund!) zusammen zu drücken.

Der letzte Tag am Nil bricht an. Mike und Arnd erfahren, daß der Preis für die Fährenübersetzung mit dem Unimog 5800 £E betragen würde! Wir überlegen daher zunächst, durch die westliche Wüste illegal nach Süden vorzudringen. Borko und ich könnten auf diese Weise Abu Simbel besichtigen, die anderen vier (+ Hund) in den Sudan weiterreisen. Dazu müssen wir Assuan zunächst nach Norden verlassen. Die Ägyptische Polizei bringt es jedoch nicht fertig, eine Eskorte zu organisieren (wen wundert's?). Während des ganzen Hin und Hers hören wir von mehreren Seiten, daß es (legal!) möglich sein soll, am Roten Meer entlang in den Sudan einzureisen, so daß wir beschließen, diesen Weg zu nehmen.