Balkantour 2002

Rumänien, Bulgarien und zurück durch
Griechenland, Albanien und Ex-Jugoslawien


Rumänien

Nun haben wir das arme Osteuropa erreicht. Holprige Straßen, kaputte Häuse, zahlreiche Pferdefuhrwerke. Umgekehrt halten uns einheimische Schafhirten vermutlich für Außerirdische, als wir eines Morgens im Nebel auf ihrer Wiese stehen.

Es regnet immer wieder. Abseits der Straße verdoppelt sich das Gewicht der Schuhe und Reifen durch festklebenden Schlamm. Die zahlreichen, verlockenden Feld- und Waldwege ohne Verbotsschilder sind leider mit unseren normalen Sommerreifen kaum befahrbar. Man schlingert mehr als man fährt und hofft, das Auto nicht beim strömenden Regen schieben oder gar aus knietiefem Schlamm ausgraben zu müssen.

Allmählich erklimmen wir die westlichen Karpaten. Landschaftlich gibt's keine Unterschiede zum Schwarzwald. Nur ungewöhnlich viel Gänse, Hühner, Hunde und Pferde laufen auf der Straße herum. Wegen der weit geöffneten Himmelspforten sind nunmehr auch kleinste Bäche zu braunen, reißenden Flüssen angeschwollen, in denen ganze Wurzelstöcke talabwärts rollen!

Die Besichtigung der Eishöhle von Scărişoara wäre mit einem längeren Fußmarsch verbunden, so daß wir das abblasen.

Auch das Fahren wird jedoch immer schwieriger, stellenweise ist die Straße stark über- und unterspült, so daß uns Einheimische an der Weiterfahrt hindern.

Wasserstraße durch die Karpaten
Wasserstraße durch die Karpaten

Die Oberfläche eines kleinen Stausees ist vollständig mit angeschwemmten Plastikflaschen und Holz bedeckt.

In Mediaş besichtigen wir die Altstadt und eine ummauerte Burgkirche. Von mittelalterlichen Gebäuden wimmelt es nur so in Rumänien.

Das Leben ist erfreulich billig hier. Besonders einheimische Produkte sind fast geschenkt, auch Knoblauch. Kein Wunder, wir sind ja nun mitten in Transsylvanien...

Und immer wieder hört und sieht man Deutsch. Von einigen 100.000 siebenbürgener Sachsen, die im Mittelalter hierher kamen, ist noch etwa ein Zehntel übrig geblieben.
Als bemerkenswerte Zeugen des Mittelalters in Sighişoara besuchen wir den Uhrturm mit Museum, eine Kirche und einen deutschen Friedhof.

Fortbewegung wie im Mittelalter
Fortbewegung wie im Mittelalter
Gebäude aus dem Mittelalter
Gebäude aus dem Mittelalter

In Dörfern der Umgebung ist wohl schon vor Jahrhunderten die Zeit ganz stehengeblieben. Unbefestigte, verschlammte Hauptstraßen mit Pferdefuhrwerken und Tieren drauf, uralte Häuser und Bewohner, deren Gesichtsausdruck verrät, daß Sie noch nie ein Cabrio gesehen haben.

Auch in der Altstadt von Sibiu ist das Mittelalter allgegenwärtig. Und die Preise könnten ebenfalls von damals sein. Zwei Stunden Parken umgerechnet EUR 0,35. Mittagessen im Restaurant für zwei Personen EUR 9,-.

Auf schlammigen Abwegen
Auf schlammigen Abwegen
Ich muss leider draußen bleiben
Ich muss leider draußen bleiben
Mittelalterlicher Straßenzustand
Mittelalterlicher Straßenzustand

Wir hoffen, jenseits der südlichen Karpaten besseres Wetter zu finden und nehmen den „Făgăraş-Highway“ unter die Räder, der bis auf 2050 m hinauf geht. Landschaftlich kein Unterschied zu den Alpen.

Tatsächlich können wir nun öfters mit geöffnetem Dach fahren und schlafen.
In Bukarest steuern wir ausnahmsweise einen Campingplatz an, um am nächsten Tag die Stadt zu besichtigen.

„Arc de Triomphe“ im Paris des Ostens
„Arc de Triomphe“ im Paris des Ostens

Athenaeum (Kulturhaus im römischen Stil), orthodoxe Kirchen, Paläste, Plätze. Die Stadt wirkt etwas heruntergekommen durch vergammelte Häuser, löchrige Straßen und herumliegenden Müll.

Palast des Parlament
Palast des Parlament

In krassem Gegensatz dazu der „Palast des Parlaments“ aus Ceauşescus Zeiten. Für das nach dem Pentagon flächenmäßig zweitgrößte Gebäude der Welt (330.000 m²) wurde ein ganzes Stadtviertel abgerissen. Bei voller Beleuchtung verbraucht es sechsmal soviel Strom wie der Rest von Bukarest!

Restaurationsbedürftiges aus dem Mittelalter
Restaurationsbedürftiges aus dem Mittelalter

Nach Erholung in einem Park verlassen wir die Stadt gen Osten. An unserem Nachtplatz in den Donauauen stört uns ein Förster/Jäger/Bauer(?), der angeblich fürchtet, wir würden durchs Grillen seine Fasane verscheuchen!? Entweder haben wir ihn mit unseren bescheidenen Rumänisch-Kenntnissen völlig falsch verstanden oder wir Ausländer sind ihm einfach suspekt und er will einen Waldbrand verhindern. Am nächsten Morgen kommen zur Kontrolle mehrere seiners Kumpels mit Pferde- und Ochsenkarren „zufällig“ vorbei.

Idyll im Donautiefland
Idyll im Donautiefland
Brückenwirrwarr über die Donau
Brückenwirrwarr über die Donau

Ans Schwarze Meer fahren wir die letzten Kilometer auf einem Feldweg. Plötzlich stehen wir an einer 10 m hohen Kante. Unten ein schmaler Strand und das Meer. Wir fahren an der Kante entlang, aber statt einem schönen Zugang zum Wasser kommt bald eine Reihe häßliche Ferienorte, die nicht zum Verweilen einladen. Teils überfüllt, teils vermüllt.

Mittelalterlicher Dreck am Kübelwagen
Mittelalterlicher Dreck am Kübelwagen

Der Müll ist vielleicht der Grund für die „Ökosteuer“, die wir bei der Ausreise bezahlen müssen?